Mittwoch, 26. August 2009
heilsamer Irrsinn!
Wieder geflüchtet. Diesmal mit dem Auto, das so alt wie mein Führerschein ist. Als ich am See ankam, war ich einen kurzen Moment versucht mit dem Auto weiter zu fahren, zu irgendeinem grandiosen Gletscher oder einer stillen Abtei in einem idyllischen Tal der Zentralalpen. Ein Anfall von Vernunft verscheuchte dieses Ansinnen: Nein, ich war gekommen um zu wandern, nicht um Benzin zu verfeuern.
Also auf den Berg: Der Simetsberg ist keiner der bekannten und deshalb überlaufenen Berge wie der Jochberg, der Herzogsstand oder die Benediktenwand. Gerade das machte ihn für mich interessant. Hier kann man allein sein, nur zwei Mountainbiker und fünf andere Wanderer auf dem ganzen Weg, und das im Hochsommer in den bayersichen Schulferien an einem strahlend schönen Tag! Von Einsiedel geht es zunächst auf einer der unvermeidlichen Forststraßen, bis dann der Weg allmählich schmaler, steiler und steiniger wird. Nach der Simetsberg-Diensthütte öffnet sich der Bergwald und man befindet sich auf einer weitläufigen Alm.


Ich hatte da schon zwei widerlich schmerzhafte Blasen an den Fersen. Dann geht es noch 240 Höhenmeter weiter zum Gipfel durch die Latschen auf immerhin 1836m.


Abstieg, genauso schmerzhaft wie der Aufstieg, selbst schuld, wenn man die neuen Schuhe bei einer fünfstündigen Wanderung einweiht!
Als ich den Parkplatz wieder erreiche, ist es erst halb zwei und ich beschließe in einem akuten Anfall von "Sowohl als auch" noch nach Graubünden zu fahren, weil ich da schon lange mal hin wollte, in das sagenhafte Müstair. Eigentlich wollte ich mich ja ja heuer in dieser Gegend mit dem Rennrad herumtreiben. Dagegen sprechen mein Trainingsstand und mein Status als Familienvater...
Zwischenstopp in Stams, weil der Wegweiser eine Zisterzienserabtei versprochen hatte! Affenhitze, aber plätschernde Brunnen, schattige Alleen, auftrumpfend trutziges Barock, in der Stiftskirche ist leider nur die Vorhalle zugänglich.


Weiter, schließlich warten karolingische Fresken!
Als bei der Abfahrt von der Pillerhöhe die Bremsen stinken und quietschen, erspare ich meinem Fahrzeug das eigentlich geplante Stilfser Joch und wir erreichen Müstair ohne Umweg. Es ist schon Abend, das Museum bereits geschlossen aber die grandiose Kirche noch geöffnet.

Ich sitze noch eine halbe Stunde auf der Bank unter dem Kirchturm.


Dann begreife ich langsam, dass ich heute noch nach Hause muss!

Aber es geht mir sehr gut, das allein war den Weg und das Benzin schon wert und die Heimreise, zurück über Reschen- und Fernpass, geht erstaunlich flüssig. Es ist irrsinnig, aber schön! Ich erreiche die Boomtown kurz nach Mitternacht und stelle das Auto in der Garage ab, als ob nichts gewesen wäre!

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