Sonntag, 18. Januar 2009
Nicht meine Krise
Je länger sie dauert, diese mysteriöse unbegreifliche Krise, die in der sehr begreiflichen Todsünde der Gier wurzelt, desto mehr reift in mir die Überzeugung, dass es besser ist, den Rückzug in das krisenerprobte, aber momentan krisenfreie Privatleben anzutreten.

Die Welt, wie ich sie in meinen bisherigen vier Jahrzehnten kennenlernen durfte, wird auch ohne meine kritische Anteilnahme vor die Hunde gehen. Momentan habe ich eher die Angst, dass die Durchhalteparolen der Kanzlerin wahr werden könnten und dass wir tatsächlich gestärkt aus der Krise hervorgehen könnten und nach ein paar Depressionsquartalen alles so weiter geht wie in der guten alten Zeit vor dem Exitus von Lehman Bros. Aber es mehren sich die Anzeichen, dass uns das wohl erspart bleibt. Ich gehe davon aus, dass ich gestärkt aus der Krise, die keine Krise ist, hervorgehen werde.

In meiner persönlichen Bilanz gibt es keine toxischen Wertpapiere, mein Klavier, meine Bücher und meine Schallplatten werden keinen Wertverlust erleiden wie irgendwelche Gewerbeimmobilienfonds oder irische Staatsanleihen, denn ihr Wert besteht darin, dass sie da sind.

Ein funktionierendes Netz aus Familie und Freunden ist mehr wert als Konjunkturpakete und Abwrackprämien. Das, was mir wichtig ist, wird nicht an der Börse gehandelt.

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