Samstag, 17. April 2010
Forsythienfrühling
Jetzt, gerade in diesen Tagen, machen sie wieder unübersehbar auf sich aufmerksam und trumpfen auf - mit einem fast unanständigen Gelb, das grelle Farbtupfer auf die ansonsten noch mit einer ziemlich fahlen Farbpalette gemalte Ansicht der Vorstadtgärten zaubert.

Es ist ein sehr sattes Gelb, selbstbewusst, fast schon aufdringlich und penetrant wie die FDP.
In ein paar Tagen ist dann wieder alles vorbei: Die Blüten welken und es dauert einige Wochen, bis dann die Blätter voll entwickelt sind und die Äste mit einem satten Grün umgeben.

Nähme man es genau und wäre die Welt der Botanik gerecht, dann hieße diese Pflanze Fortunia, denn Robert Fortune, der englische Gärtner, dem Indien den Tee zu verdanken hat, war es, der die Forsythie aus China nach Europa gebracht hat. Damals war der Widmungsträger, der die Pflanze, die nach ihm benannt wurde, niemals gesehen, geschweige denn berührt hat, schon fast 40 Jahre tot.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts verbreitet sich nun diese hübsche, aber ökologisch völlig nutzlose Pflanze in unseren Gärten, protzt jedes Jahr im Frühjahr ein paar Tage knallgelb herum und ist im Rest des Jahres unauffällige Gründekoration vor architektonischer Hausmannskost.

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Donnerstag, 15. April 2010
Amphibienfrühlng
So einfach geht's.

Loch graben (lassen), mit PVC-Folie auskleiden, mit Wasser befüllen, ein paar Wassergewächse pflanzen, ein paar Jahre warten.
Dann geht es jedes Jahr Ende März / Anfang April zur Sache, amphibische Orgien der Geschlechtlichkeit, das Wasser kocht vor glibbriger Geilheit.















Nach ein paar warmen Tagen sind aus den Laichklumpen Schwärme von schwarzen Kaulquappen entstanden, die sich an den im Teich reichlich vorhandenen Algen und Resten abgestorbenener Pflanzen laben.

Nach erfolgter Metamorphose verlassen die kleinen Frösche und Broozn dann das Wasser und werden zumeist von den Rasenmähermessern der ordentlichen Nachbarn massakriert, aber ein paar kommen immer durch und quartieren sich unter Hecken, Steinhaufen oder in Gewächshäusern ein, um nach ein paar Jahren ihrerseits wieder zum Laichen an den Teich zu kommen.

Dort zeigt sich seit ungefähr einem Jahr gelegentlich auch ein sehr scheuer Molch, den zu fotografieren mir noch nicht gelungen ist. Ich warte und lauere mit dem Teleobjektiv, vielleicht habe ich ja mal Glück!
Am Teich oberhalb einer kleinen Trockenmauer steht - wie es sich gehört - eine kleine Bank. Wenn man dort wieder länger als fünf Minuten sitzen kann, ohne zu frieren oder Langeweile zu empfinden, dann ist er da, der Frühling!

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Donnerstag, 30. April 2009
Mitteilung zum Stand der Dinge
Vielleicht sollte ich das hier beenden, da ich offensichtlich der Welt, die davon ohnehin keine Notiz nimmt, schon so lange nichts mitzuteilen habe. Das hat natürlich seine Gründe: Über die "Krise" möchte ich nichts mehr schreiben, dazu wird schon viel zu viel geschrieben und gelogen und ich möchte mich nicht dem Vorwurf des Zynismus ausgesetzt sehen, wenn ich hier schreibe, dass ich hoffe, die Krise möge andauern und sich bitte auch aufmachen und in der Stadt wüten, in der ich lebe und wo von Krise absolut nichts zu spüren ist und die Großkotze weiterhin das Maul aufreißen und ihre Dummheit in die Welt posaunen. Wenn Q7 und R8 aus dem Programm des Autobauern mit den vier Ringen gestrichen werden, wenn das Stadionprojekt beerdigt wird und der lokale Hochglanz-Dreck endlich das Erscheinen einstellt, dann darf die Krise wieder verschwinden, dann darf es wieder aufwärts gehen!

Lieber würde ich den Frühling besingen, das jedes Jahr wieder atemberaubende Schauspiel der Explosion des Grüns im Auwald der Donau

oder den Duft des Flieders.

Aber das konnten andere vor mir bereits viel besser und zudem erscheint mir dieses Medium dafür gänzlich ungeeignet.


Demnächst gibt es Bilder von der Betonwüste am Strand des westlichen Mittelmeeres, den ich übermorgen erstaunlicherweise aufsuchen werde!

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Donnerstag, 8. Mai 2008
An solchen Tagen..
hat man wider besseres Wissen sekundenlang die Hoffnung, dass Nina Ruge recht hat und wirklich alles gut wird. Was für ein Licht, welcher Duft: Flieder!

Sacre du printemps müsste auf der Tonspur dieses Tages zu hören sein, oder zumindest Carmina burana ("Rerum tanta novitas in solemni vere et veris auctoritas iubet nos gaudere"), wenn man's noch hören kann und - einmal im Jahr ist das erlaubt, aber nur einmal - auch K.Wecker: Genug ist nicht genug! Man sitzt auf der Terrasse und blickt fassungslos auf die Explosion in grün, die sich da im Garten ereignet. Das Hintergrundrauschen des Irrsinns, das sonst ungefiltert die Lebensfreude vergällt, verstummt an solchen Tagen.
Birma ist weit weg, China sowieso, Hillary oder Barack oder doch McCain - Jacke wie Hose. Bayern-LB, Putin, Diäten, Awacs? Morgen wieder!

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