Montag, 8. Dezember 2008
Kurz nach drei im Orient
Wenn hier längere Zeit nichts Neues erscheint, heißt das nicht, dass nichts passiert ist, meistens ist es genau anders herum: Es hat sich viel ereignet!
In diesem Fall hat sich meine Familie vergrößert, dank eines kurzen, schmerzhaften Entbindungsvorgangs im Kreißsaal 3 des hiesigen Krankenhauses, der erstaunlicherweise den Namen "Orient" trägt obgleich nichts daran orientalisch ist!
Der Weg dorthin war filmreif und bemühte sich alle bekannten Klischees zu bedienen: Ein Kombi mit überhöhter Geschwindigkeit nachts um halb drei, darin am Steuer ein nervöser Mann, der von seiner Frau unter Presswehen unfair beschimpft wird. Bei der Ankunft in der Notaufnahme wird die Frau von der wartenden Hebamme im Rollstuhl zum Kreißsaal Orient gerollt, während der werdende Vater den bürokratischen Teil erledigen muss und darüber beinahe die Geburt versäumt! Zehn Minuten nach seinem Eintreffen im Kreißsaal darf er dann die Nabelschnur, die das erstaunlich große Kind bis dahin mit allem versorgt hat, durchschneiden, was ihm auch tadellos gelingt! 3.10 Uhr. Im Orient!
Auf Details der Geburt verzichte ich. Wer es noch nicht mitgemacht hat: Meiner Meinung nach die bisher treffendste Darstellung im Film findet sich in Barry Sonnenfelds "Men in black".

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Mittwoch, 5. November 2008
Alles wird gut!
An einem Tag wie heute sollte man nicht zu pessimistisch in die Welt blicken.

Ich habe Urlaub, die Sonne scheint, sogar hier im Nebelloch an der Donau und Obama wurde soeben zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt: everything’s gonna be alright

accentuate the positive

Die Krise ist vorbei! Das Benzin, das Erdgas und die Milch sind billiger, die Aktien steigen wieder („Kaufkurse!!!“), Frau Merkel garantiert uns die Spareinlagen und wir kaufen jetzt alle neue (deutsche!) Autos, sanieren unsere Häuser energetisch, setzen noch mehr Handwerkerrechnungen von der Steuer ab und machen Urlaub, vielleicht auf Island, wo es momentan sehr günstig sein soll, wählen brav CDU/CSU und SPD und machen uns keine Sorgen. Die IG Metall streikt ein bisschen und finanziert so den Automobilbauern ihre Produktionsstopps und nach einem harten Arbeitskampf (Tee im kalten Morgengrauen vor dem Werkstor in Anwesenheit von Gewerkschaftsfunktionären und Kamerateams) bekommen alle dann vier Prozent mehr. "Und es war alles, alles gut.", denkt sich, wer seinen Eichendorff kennt.

Aber:

Noch sitzt ein anderer im Weißen Haus, Mehdorn ist immer noch Chef der Bahn und die bayerische Sarah Palin ist Sozial(!)ministerin im Freistaat.
Und dass man schon sehr lange keine Horrormeldungen aus der sogenannten Wirtschaft gehört hat, hat eher mit unserer Medienwelt zu tun, in der die Aufmerksamkeit des Publikums nach längstens vier Wochen erlahmt.


hoping for the best, expecting the worst

Die Tatsache, dass es da, wo ich wohne, keine Krise zu geben scheint, dass der örtliche Premium-KfZ Hersteller als einziger der Krise trotzt, ist kein gutes Zeichen: Es ist ein Zeichen dafür, dass sich nichts geändert hat, dass es immer noch richtig ist das Falsche zu tun.
Wenn Produzenten von aberwitzigen City-SUVs und irrsinnigen Rennwagen mit mehr PS als stattliche Dampflokomotiven, die als Kombis getarnt die Straßen missbrauchen, vor Selbstbewusstsein und finanzieller Kraft strotzen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass sich alles in die falsche Richtung bewegt.
Und es ist dann auch schon irgendwie konsequent, dass die Pleitiers von der Royal Bank of Scotland in ganzseitigen Inseraten für ihre derivativen Produkte werben.

Die Party geht weiter! Mir wäre erst dann wohler, wenn ich diese Menschen, die auf den Anzeigen mit ihrem Namen und entschlossenen Gesichtsausdrücken für die von ihnen ausgeheckten Zockerpapiere werben, in devoter Haltung auf dem Arbeitsamt oder - bei besonderer Eignung - als freundliche Thekenkräfte in der örtlichen Sparkasse den Kindern am Weltspartag klebrige Münzen aus ihren Sparbüchsen fingern und Plastik-Spielzeug überreichen sähe!

Nein, Schluss damit! Keine Galle mehr! Heute nichts mehr davon!
Dazu war der Tag zu schön!

Good night and good luck, Mr. Obama!

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Montag, 27. Oktober 2008
77 Jahre später
Finanzkrise, globale Wirtschaftskrise und Journalisten, die sich zumindest in alkoholisiertem Zustand als Schweine erkennen!
Nein, das ist nicht eine Szene aus dem Berlin, Köln oder München des Jahres 2008, sondern 77 Jahre alt und stammt aus Kästners: Fabian. Berlin 1931

So etwas liest man heute nicht gerne, wenn man weiß, wie es damals weiterging! Deshalb muss man es heute lesen!

Kaufbefehl!

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