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Sonntag, 8. März 2009
TSV 1860 München, FC Ingolstadt 04 und Kleist
moralist, 22:43h
Irgendwann Anfang der 80er Jahre habe ich damit aufgehört, Fußballspiele zu besuchen. Damit endete eine Phase, die es auch nur deshalb gab, weil das Haus meiner Großeltern in unmittelbarer Nähe des ESV-Stadions lag und meine mütterlicherseitige Verwandtschaft sehr enge Beziehungen zu diesem Verein hatte. Außerdem wurde der ESV Ingolstadt 1979 deutscher Fußball Amateur-Meister!
Mein Platz, natürlich ein Stehplatz, war von der Haupttribüne aus gesehen links gegenüber, in der Nähe der Turnhallen, dort wo heute im Tuja-Stadion der Block D ist. Geteerte Stufen, die Außenseite mit Gras bewachsen und mit Bäumen bestanden. Hier war auch oft mein zeitweiliger Musiklehrer aus dem Gymnasium zu finden, etwas abseits, mit stets nahezu aristokratischer Haltung und der unvermeidlichen Baskenmütze.
Zwischen Zuschauern und Spielfeld war eine Bande, zunächst noch ohne Käfig, dahinter eine Aschenbahn. Als Anzeige"tafel" diente ein schwarz gestrichenes Häuschen, in dem große Tafeln mit handgemalten Ziffern in die Fensteröffnungen gestellt wurden, über denen "ESV" und "Gast" stand. Irgendwann sagte der Stadionsprecher den Satz "Eine Information für die Presse. Zur heutigen Partie kamen 580 Zuschauer". Stadionverpflegung hieß noch nicht Catering und bestand aus einem Kiosk, dessen Angebot im Wesentlichen Limo, Bier, Wiener und Brezn umfasste.
Die Spieler kamen aus Ingolstadt und der ländlichen Umgebung und hießen Zieglmeier, Benz, Binner, gelegentlich tauchten ein paar Exoten auf, Jugoslawen ("Gastarbeiter").
Ganz anders als normale Ligaspiele, bei denen man nur an der zugeparkten Straße bemerkte, dass sie stattfanden, waren die wenigen Begegnungen mit den "Sechzigern". Wenn 1860 erschien, herrschte Ausnahmezustand. Meine Großeltern schlossen dann die grünen Läden der Erdgeschoß-Fenster und verboten mir, das Spiel zu besuchen!
Deshalb verspürte ich heute plötzlich den Drang dabeizusein, als die Sechziger mal wieder in Ingolstadt spielten. Zwischen dem Stadion aus meinen Erinnerungen und heute liegen an die 30 Jahre, 30000 Menschen mehr in der Stadt, ein beispielloser wirtschaftlicher Aufschwung und um sich greifender Größenwahn.
Das ESV-Stadion heißt TUJA-Stadion, weil der Aufsichtsratsvorsitzende und Großsponsor die Idee gut fand, seine Zeitarbeitsfirma so zu nennen. Das Stadion ist bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet und hat seine Existenzberechtigung nur als Provisorium, bis die Audi-Arena im Gewerbegebiet fertig ist. Entsprechend sieht es dort auch aus: Wo noch vor wenigen Jahren Wiesen, Bäume und Tennisplätze waren, hat ein radikaler Kahlschlag stattgefunden und man findet stattdessen Container und gekieste Flächen, auf denen angeblich wichtige Personen ihre Fahrzeuge parken, wenn alle zwei Wochen hier ein Spiel stattfindet.
Es gibt Kameras
um das Spiel zu filmen und Kameras um die zu filmen, die sich das Spiel ansehen.
Es gibt eine neue Flutlichtanlage.
Es gibt Einlasskontrollen und Alkoholverbot im Stadion. Das alles ist neu und sehr irritierend und ungewohnt.
Umso schöner, dass sich manche Dinge nie ändern, wie die Fans des TSV 1860 München,denen die folgenden Bilder zu verdanken sind.
Vor dem Eingang zum Stadion stand ein Bus,
noch beklebt mit der Werbung für eine Buchhandlung,die schon vor Jahren an den örtlichen Meinungsmonopolisten verkauft wurde. Darauf steht der schöne Satz:
Kleist kannte noch keine Fußballstadien!
Mein Platz, natürlich ein Stehplatz, war von der Haupttribüne aus gesehen links gegenüber, in der Nähe der Turnhallen, dort wo heute im Tuja-Stadion der Block D ist. Geteerte Stufen, die Außenseite mit Gras bewachsen und mit Bäumen bestanden. Hier war auch oft mein zeitweiliger Musiklehrer aus dem Gymnasium zu finden, etwas abseits, mit stets nahezu aristokratischer Haltung und der unvermeidlichen Baskenmütze.
Zwischen Zuschauern und Spielfeld war eine Bande, zunächst noch ohne Käfig, dahinter eine Aschenbahn. Als Anzeige"tafel" diente ein schwarz gestrichenes Häuschen, in dem große Tafeln mit handgemalten Ziffern in die Fensteröffnungen gestellt wurden, über denen "ESV" und "Gast" stand. Irgendwann sagte der Stadionsprecher den Satz "Eine Information für die Presse. Zur heutigen Partie kamen 580 Zuschauer". Stadionverpflegung hieß noch nicht Catering und bestand aus einem Kiosk, dessen Angebot im Wesentlichen Limo, Bier, Wiener und Brezn umfasste.
Die Spieler kamen aus Ingolstadt und der ländlichen Umgebung und hießen Zieglmeier, Benz, Binner, gelegentlich tauchten ein paar Exoten auf, Jugoslawen ("Gastarbeiter").
Ganz anders als normale Ligaspiele, bei denen man nur an der zugeparkten Straße bemerkte, dass sie stattfanden, waren die wenigen Begegnungen mit den "Sechzigern". Wenn 1860 erschien, herrschte Ausnahmezustand. Meine Großeltern schlossen dann die grünen Läden der Erdgeschoß-Fenster und verboten mir, das Spiel zu besuchen!
Deshalb verspürte ich heute plötzlich den Drang dabeizusein, als die Sechziger mal wieder in Ingolstadt spielten. Zwischen dem Stadion aus meinen Erinnerungen und heute liegen an die 30 Jahre, 30000 Menschen mehr in der Stadt, ein beispielloser wirtschaftlicher Aufschwung und um sich greifender Größenwahn.
Das ESV-Stadion heißt TUJA-Stadion, weil der Aufsichtsratsvorsitzende und Großsponsor die Idee gut fand, seine Zeitarbeitsfirma so zu nennen. Das Stadion ist bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet und hat seine Existenzberechtigung nur als Provisorium, bis die Audi-Arena im Gewerbegebiet fertig ist. Entsprechend sieht es dort auch aus: Wo noch vor wenigen Jahren Wiesen, Bäume und Tennisplätze waren, hat ein radikaler Kahlschlag stattgefunden und man findet stattdessen Container und gekieste Flächen, auf denen angeblich wichtige Personen ihre Fahrzeuge parken, wenn alle zwei Wochen hier ein Spiel stattfindet.
Es gibt Kameras
um das Spiel zu filmen und Kameras um die zu filmen, die sich das Spiel ansehen.
Es gibt eine neue Flutlichtanlage.
Es gibt Einlasskontrollen und Alkoholverbot im Stadion. Das alles ist neu und sehr irritierend und ungewohnt.
Umso schöner, dass sich manche Dinge nie ändern, wie die Fans des TSV 1860 München,denen die folgenden Bilder zu verdanken sind.
Vor dem Eingang zum Stadion stand ein Bus,
noch beklebt mit der Werbung für eine Buchhandlung,die schon vor Jahren an den örtlichen Meinungsmonopolisten verkauft wurde. Darauf steht der schöne Satz:
Kleist kannte noch keine Fußballstadien!
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Dienstag, 24. Februar 2009
Zeit totschlagen
moralist, 01:22h
Es ist - um einen Ausdruck meiner mittelbairischen Mundart zu verwenden - gelinde gesagt ziemlich deppert ein Auto zu einer Werkstatt in 70km Entfernung zur Inspektion zu bringen. Da sich der Betrieb auch noch in einer Einöde befindet, kann man dort die Wartezeit leider nicht sinnvoll nutzen. Im letzten Jahr durfte ich die Zeit wenigstens damit verbringen, mein Fahrrad entlang der Schichtstufe der Fränkischen Alb gepflegt zu bewegen, was diesmal witterungsbedingt leider unterbleiben musste. Also ließ ich mich zum nahegelegenen Regionalbahnhof transportieren und verbrachte den Tag in der nordbayerischen Metropole. Das kostete ca. 10 € für die Fahrkarte und einen deutlich höheren Betrag, der in den dortigen Buchhandlungen, Plattenläden, Antiquariaten und Cafés ausgegeben wurde. Es war sehr kalt!
Auf der Heimfahrt wurde dann der CD-Spieler mit meiner Beute gefüttert: Dowland, Lautenwerke, wegen des pervers günstigen Preises und ihrer gepflegeten Melancholie die ideale musikalische Grundierung eines trüben Schneeregentages und ein notwendiges Korrektiv zu meiner unanständigen Erleichterung darüber, dass der DAX endlich unter 4000 steht!
Auf der Heimfahrt wurde dann der CD-Spieler mit meiner Beute gefüttert: Dowland, Lautenwerke, wegen des pervers günstigen Preises und ihrer gepflegeten Melancholie die ideale musikalische Grundierung eines trüben Schneeregentages und ein notwendiges Korrektiv zu meiner unanständigen Erleichterung darüber, dass der DAX endlich unter 4000 steht!
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Donnerstag, 19. Februar 2009
Morgen
moralist, 23:49h
ist der letzte Tag der ersten Phase meines Berufslebens. Danach werde ich weniger Zeit auf der Autobahn und in schlecht belüfteten Zimmern verbringen, mindestens bis September. Vielen Dank, Frau von der Leyen!
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