Sonntag, 4. März 2012
Kampf gegen das Grün
Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal etwas derartiges tun würde. Aber gestern riss ich brutal und unter wüsten Verwünschungen hartnäckige Efeu-Panzer von meinem Haus. Das Grünzeug muss weg:

Hort dauernder fäulnisbefördernder Feuchtigkeit, der Dachbelag wird demnächst erneuert, der Dachstuhl muss ertüchtigt werden, kurzfristig müssen hässliche, aber dichte Folien drauf. Wasser ist der Feind der Bausubstanz. Keine Gnade! Drinnen allenthalben Kondenswasser an den Wäden. Der Kasten hat in den letzten wochen unbeheizterweise gründlich Kälte getankt. Jetzt, bei 8° und Nebel, strömt die feuchte Außenluft ins Haus und kondensiert an den Wänden. Eigentlich nur ganz ordinärer Phasenübergang von Wasser! Aber extrem lästig! Wasser auch im Keller ein Problem: Über den Winter hatte ich das Wasser in den Waserleitungen des Hauses zwar abgelassen, aber der Wasserzähler ist trotzdem geplatzt. -22° über mehrere Tage waren dann doch zu viel!

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Mittwoch, 4. Januar 2012
Realitätstherapie
Ich hoffe, 2012 wird ein besseres Jahr als das letzte werden, aber meine Hoffnung ist sehr zaghaft. Aber ich habe fest vor, mein Verhältnis zu dem, was da auf diesem Planeten passiert, zu ändern.

Denn 2011 saß ich stundenlang vor Bildschirmen und verfolgte Al Jazeeras Live-Stream zu den Ereignissen in Tunesien, Ägypten und Libyen. Ich ließ mir von Google japanische Websites von Tepco in so etwas ähnliches wie Deutsch übersetzen. Ich registrierte mich bei Twitter und abonnierte die, nein folgte den „Tweets“ der Occupy-Aktivisten, ich las acht oder neun Wirtschaftsblogs um zu begreifen, was passieren wird, aber es passierte nichts.

Gar nichts.

Nicht bei mir.

Da war alles wie immer. Das Gras im Garten, die Haare auf dem Kopf und im Gesicht und die Kinder wuchsen. Die Arbeit pendelte wie üblich zwischen „erfüllend“ und „unerträglich“. Abends wurde es zuverlässig dunkel und morgens hell, im Frühjahr verschwand irgendwann der Schnee, im Sommer war es manchmal heiß und jetzt im Winter ist es kalt, vielleicht nicht so kalt wie letztes Jahr, aber mir reicht es. Wie auch immer: Ich friere nicht und ging bisher noch jeden Abend satt zu Bett.

All das, was mein Hirn im letzten Jahr buchstäblich Stunden und ganze Tage beschäftgte, hatte, ehrlich gesagt, eigentlich nichts mit mir und meinem Leben zu tun. Ich brauche diese Informationen nicht. Es ist schöner, interessanter, aber letztlich nutzloser Informationsballast.
Irreal. Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, sich auszuklinken, sich mit realen Objekten zu beschäftigen.

Dazu habe ich in diesem Jahr Gelegenheit, da ich irrsinnigerweise das Wagnis auf mich genommen habe, ein altes feuchtes Haus mit marodem Dach in einem etwas heruntergekommenen Ort mit schöner Umgebung zu restaurieren, um es irgendwann als Zweitwohnsitz zu nutzen.


Als Fahrradtrainingslager und -Werkstatt. Fluchtpunkt und herbe Idylle.


Oder: Realitätstherapie.

Demnächst mehr dazu!

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Freitag, 9. September 2011
Stilfser Joch: Come scoglio
Nein, es gibt natürlich keinen vernünftigen Grund, etwas derartiges zu tun.
Sich selbst etwas beweisen zu wollen, ist nicht vernünftig, sondern albern. Und deutet auf Defizite hin.
Aber lassen wir das.

Eigentlich lag es am Wetter. Hätte es geregnet, bei einstelligen Temperaturen, wäre ich sicherlich nicht ins Vinschgau gefahren. Da dieser Tag aber so herrlich zu werden versprach, wie er dann auch war, stand ich um 4.50 Uhr auf, fuhr nach Süden, kaufte mein Pickerl um möglichst schnell durch Österreich zu kommen, passierte im weichen Morgenlicht den Reschenpass




und packte vor Lichtenberg auf einem Parkplatz mein Rad aus.
Und dann ging es 25 km bergauf.
Das ist sehr weit! Und anstrengend!
Glücklicherweise habe ich meinen Fotoapparat dabei, im Rucksack, versteht sich, und deshalb habe ich die Möglichkeit jede Schwäche als Vorwand für eine Fotopause zu nutzen. Es gibt viele Fotopausen...










Dreieinhalb Stunden nachdem ich losgefahren bin, habe ich noch zehn der 48 Serpentinen vor mir, aber meine letzte Banane ist schon seit einer Stunde verspeist. Zum Glück gibt es an einer Verpfegungsstation Äpfel (was sonst im Vinschgau) und kalten Fruchtpunsch mit Würfelzucker!
Irgendwann bin ich dann oben, ohne das richtig zu begreifen, aber der dort oben herrschende Auflauf veranlast mich sehr schnell wieder aufzubrechen. Es gibt da Menschen die mit Kind oder Hund (im Anhänger) heraufgefahren sind, Einradfahrer, Einbeinige und Irre mit eingegipstem Arm! Erschöpfte, aufgedrehte und glückliche Wahnsinnige.
Schnell weg!




Bergab geht's über den Umbrail in einen entlegenen, aber herrlichen Zipfel der Schweiz, das Münstertal.



Ich kann nicht durch Müstair fahren, ohne wenigstens kurz im Kloster und der Kirche vorbeizuschauen. Alle anderen Lycra-tragenden Rennradler können das, natürlich, aber die haben bestimmt auch Pulsmesser, vergleichen ihre Durchschnittsgeschwindigkeiten und schmeißen die leeren Energiegeltuben auf die Straße.



Um halb drei bin ich dann wieder bei meinem Auto und überlege mir, was ich mit dem Tag noch anfangen könnte. Ich fahre Richtung Osten, besuche Teile der Familie, die auf einem Bauernhof über dem Eisacktal urlauben. Im Handschuhfach lag zufällig die Così fan tutte-CD (Gardiner), die ich während der folgenden drei Stunden anhörte und die für mich jetzt ewig mit dem Vinschgau, schmerzenden Knien und und König Ortler verbunden sein wird.

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